Schadstoffe während der Schwangerschaft und urogenitale Fehlbildungen

Neugeborene Jungen haben ein Risiko von 1:1000 bis 1:3000 an einer angeborenen Fehlbildung der Harnröhre (Hypospadie) zu leiden. Bei etwa 30% aller frühgeborenen und 3-6% der reifgeborenen Jungen ist ein Hodenhochstand festzustellen. Genaue Zahlen hierzu liegen nicht vor, da es für Deutschland kein Geburtsregister gibt; bisher durchgeführte Studien können aufgrund unterschiedlicher Studiendesigns nicht verglichen werden. Es wird angenommen, dass eine erhöhte Phtalate (=Weichmacher)-Konzentration in der Gebärmutter der Schwangeren zu einer Häufung von urogenitalen Fehlbildungen bei Kindern führen kann. Im Rahmen dieses Projektes wird das Auftreten von Hypospadie und Hodenhochstand dokumentiert und die Rolle der Phtalate bei urogenitalen Fehlbildungen bei Jungen untersucht. Bei den Patienten ist damit eine rechtzeitige Erkennung und die Durchführung der zeitgerechten Therapie gewährleistet.
(Dr. Promm & Prof. Wolfgang Rösch, Kinderurologie, Klinik St. Hedwig)


Prävalenz und Relevanz von frühkindlicher Mikrohämaturie

Eine geringe Blutbeimengung des Urins, die nicht mit dem bloßen Auge, aber im Schnelltest oder mikroskopisch nachweisbar ist, wird als Mikrohämaturie bezeichnet und ist bei Kindern ein häufiger, oftmals zufällig entdeckter Befund. Die Bandbreite der Bedeutung einer Hämaturie ist groß, ebenso die Bandbreite der Differentialdiagnosen. Für Neugeborene gibt es keine publizierten Daten, der diagnostische Wert einer Hämaturie in Bezug auf Nierenerkrankungen ist unklar. Wir nehmen an, dass durch die frühzeitige Erfassung einer Hämaturie und darauffolgender weitergehender Diagnostik nephrologische/urologische Erkrankungen frühzeitig diagnostiziert werden können. Durch Urinuntersuchungen bei allen Neugeborenen soll diese Hypothese bestätigt werden.
(Dr. Jochen Kittel & Prof. Michael Melter, Pädiatrie, KUNO)


Prävalenz von Enuresis nocturna

Die Enuresis nocturna (Bettnässen) und die kindliche Harninkontinenz (organisch oder nicht-organisch bedingt) sind häufige urologische Symptome im Kindes- und Jugendalter. Als Gründe für die Harninkontinenz gelten neben einem Miktionsfehlverhalten und dem sog. Dysfunctional-Elimination-Syndrom (Entleerungsstörung von Blase und Darm) auch das soziale Umfeld und Faktoren wie Adipositas und Obstipation. Ziel dieses Projekts ist es, das Vorkommen der primären kindlichen Harninkontinenz zu erfassen und den Zeitpunkt des Erreichens der Kontinenz mit Adipositas (und anderen Risikofaktoren) in Zusammenhang zu setzen.
(Dr. Promm & Prof. Wolfgang Rösch, Kinderurologie, Klinik St. Hedwig)


Frühkindliche Risikofaktoren der kindlichen Inkontinenz

Die kindliche Inkontinenz kommt bei ca. 15% der 4,5-Jährigen und bei ca. 5-12% der 9-12 Jährigen vor und ist ein relevantes klinisches Problem. Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen, wobei der Zusammenhang mit Obstipation inzwischen anerkannt ist. Das gleichzeitige Auftreten von Obstipation und Übergewicht ist bekannt, aber nur wenige Studien befassen sich mit dem Einfluss des kindlichen Übergewichtes auf urologische Symptome wie Harnwegsinfektionen, Inkontinenz oder Urolithiasis (Harnsteine). In der KUNO Kids Studie wird die Korrelation von kindlichem Übergewicht und urologischen Symptomen wie Harnwegsinfektionen oder Inkontinenz im Vergleich zu normalgewichtigen Altersgenossen untersucht. Damit könnte ein bisher nicht bewiesener Risikofaktor für das Auftreten dieser Symptome verifiziert werden.
(PD Annette Schröder, Kinderurologie, Klinik St. Hedwig)